Reisebericht Marokko 2008    1. Teil  
                                                        zum 2. Teil
Allgemeines

Diesen Winter werden wir in Niedersachsen nicht in voller Länge ertragen. Unsere Winter sind keine richtigen Winter mehr: Temperaturen um null Grad, Schmuddelwetter und wochenlang hat sich die Sonne nicht blicken lassen.

Wir - meine Frau Irene und ich - wollen in den warmen Süden. Marokko heißt das Ziel. Ein VW-Bulli, ein California (abgekürzt: Cali) wird unser ständiger Begleiter sein und helfen, die Reise tags und nachts angenehm zu gestalten.

Die Reise soll eine geführte WoMo-Tour werden. Um ganz allein durch Marokko zu fahren, fühlt sich meine Frau etwas unsicher. So buchen wir bei den Eheleuten Anke und Detlef Prössel vom Reisedienst Sylt per Internet und fahren mit einer Gruppe von 15 Reisemobilen. Treffpunkt soll ein Campingplatz im südspanischen Tarifa sein.
 


Unser Cali
Anreise:  Hannover - Champagne                              Mittwoch, 30.01.2008  Tagestour: 741 km  Tag: -3

Gegen Mittag kommen wir endlich los. Es herrscht Regenwetter bei 4 °C. Im Gepäck haben wir für Marokko gebrauchte Kleidung und kleine Kuscheltiere dabei, die leider zweimal pro Tag umgepackt werden müssen, damit wir unser Bett bauen können.

Wir haben uns vorgenommen, keine Maut-Straßen in Frankreich und Spanien zu benutzen. Unser Navigationsgerät - genannt "Karin" wird entsprechend eingestellt. Wenn es zeitlich nicht so klappen sollte, können wir ja jederzeit zu den Maut pflichtigen Straßen wechseln.

Das Wetter wird immer ungemütlicher, im Schneetreiben fahren wir durch die Ardennen. Die Routenoptionen sind auf "ohne Maut" und "keine unbefestigten Straßen" eingestellt. Die zweite Option nimmt "Karin" manchmal nicht ganz ernst, und unser Navi führt uns auf den kleinsten Straßen mitten durch die Weinberge, bis wir gegen 22.30 h in einem kleinen Ort in der Champagne - Villers-Sous-Chatilion - übernachten.
 

 


Kleine Kuscheltiere für die Kinder

Anreise:  Champagne - Paris - Bordeaux               Donnerstag, 31.01.2008  Tagestour: 885 km  Tag: -2

Es ist frostigkalt. Wir lassen uns Zeit und fahren gegen 9.40 h weiter durch zahlreiche Weinberge und kleine Orte auf der "Route Touristique du Champagne".

Unser erster Einkauf in Frankreich: Zwei ofenwarme Baguette – lecker. Gegen 11.30 h passieren wir Paris im Süden bei Sonnenschein und 0 °C. In St Genievere machen wir Mittagspause mit Baguette und Käse auf einem Parkplatz von Carrefour, dann geht es mitten durch Orléans, immer auf der N20.

50 km hinter Bordeaux biegen wir ab nach Mimizan an den Atlantik. Gegen 24 h erreichen wir einen WoMo-Stellplatz (5,50 €) in Mimizan-Plage, ein netter  kleiner Badeort. Das Thermometer zeigt 8 °C und es herrscht ein starker Wind. Mit uns stehen noch ca. 20 WoMos auf dem Platz hinter einer Düne direkt am Meer.
 


Route Touristique du Champagne

Anreise:  Bordeaux - Madrid                                        Freitag, 01.02.2008  Tagestour: 698 km  Tag: -1


Wir haben gut geschlafen. Manfred duscht unter einer eiskalten Dusche im Freien. Es sind noch 1.300 km bis Tarifa – den größten Teil der Anreise haben wir schon geschafft.

Ein kurzer Aufenthalt am Atlantik mit riesigen Wellen und langem Sandstrand, dann geht es mittags weiter bis Bayonne und Biarritz, die sehr schön zwischen Atlantik und den Pyrenäen liegen. Hier sieht es schon sehr spanisch aus: Palmen, Stierkampfarena, 16 °C, bedeckter Himmel. Einige Bewohner sitzen bereits draußen in den Cafés.

Um 15.30 h sind wir in Spanien. Einige Spanier fahren recht rücksichtslos, vor allem die LKWs, ein großer Unterschied zu Frankreich. Hinter San Sebastian gibt es eine kurze Mautstrecke (1 €), dann geht es auf der N1 weiter. In Beasain tanken wir, es gibt zwei Sorten Diesel, Manfred nimmt vorsichtshalber die teuere Sorte (1.104 €/l).

Über Burgos, einer großen, belebten Stadt, geht es auf der A1 über viele Berge und Kurven mitten in der Nacht durch Madrid. Eine riesige Stadt, wir fahren ca. 1 Stunde mit 120 km/h auf Schnellstraßen durch das Stadtgebiet und übernachten kurz hinter Madrid in einem Wohngebiet bei 0 °C.
 


Am Atlantik in Mimizan-Plage

Anreise:  Madrid - Tarifa                                    Samstag, 02.02.2008     Tagestour: 707 km     Tag: 01


Um 6 h fahren wir bei Regen weiter auf der A5 nach Südwesten in Richtung Portugal, fast bis zur portugiesischen Grenze. Kurz vor Badajoz, in Merida, biegen wir ab nach Süden auf die A66 - die "Ruta de la Plata" Richtung Sevilla. 7 °C, Regen, es ist wenig Verkehr, das Land ist flach, ab und zu Obst- und Olivenbäume.

Ab Sevilla scheint die Sonne, 15 °C. Endlich Sonne und Wärme. Pünktlich um 15.30 h sind wir in Tarifa, der südlichsten Spitze Spaniens, auf dem Campingplatz "Rio Jara". Hier ist (fast) alles in deutscher Hand. Viele geführte WoMo-Touren nach Marokko starten hier.

Wir sind die Letzten aus unserer Gruppe. Um 16 h lernen sich die Teilnehmer - 15 WoMos, 28 Teilnehmer + Tourleitung Ehepaar Prössel - bei einem Glas Wein kennen. Es findet eine Besprechung des Programms und der Tour statt. Gleichzeitig erfolgt die Verteilung der Fährtickets. Für die Anreise haben wir 3.031 km benötigt.

Wir wandern zum Strand - "15 km bis Afrika" - der andere Kontinent ist in der Ferne gut zu erkennen. Afrika, wir kommen! Nach einer warmen Dusche und Abendbrot fallen wir um 21 h hundemüde ins Bett, sind aber auch gespannt, auf die nächsten Wochen in Marokko.
 


Afrika - zum Greifen nah

 

Algeciras - Ceuta - Tanger - Asilah                            Sonntag,03.02.2008  Tagestour: 140 km  Tag: 02

In aller Frühe packen wir etwas hektisch unsere Sachen. Um 7.45 h ruft uns die nun tägliche Trillerpfeife zur morgendlichen Besprechungsrunde.

Die Fahrt führt bei Sonnenschein und 8 °C im Konvoi nach Algeciras zum Fährhafen. "Bitte auf keine winkenden Zivilisten achten." -  so lautet die erste wichtige Regel. "Nur am Schalterhäuschen die Tickets abgeben und auf die Fähre fahren."

Die Fähre benötigt ca. eine ¾ Stunde nach Ceuta bzw. Sebta, der spanischen Enklave auf dem afrikanischen Festland. In der Ferne ist der Felsen von Gibraltar zu erkennen. Die Zeitverschiebung beträgt eine Stunde: Die Uhren eine Stunde zurück drehen und morgens länger schlafen. In Ceuta geht es Richtung "Marueco" zur marokkanischen Grenze. Die Zollformalitäten sind etwas chaotisch, ein unglaubliches Gewusel.
 


Felsen von Gibraltar


Bei der ersten Kontrolle der Spanier sind nur die Reisepässe zu zeigen, dann soll wieder auf keine winkenden Zivilisten achten werden, die gegen Geld die Einreisezettel ausfüllen wollen. Die haben wir schon ausgefüllt. Diese müssen mit den Reisepässen, dem grünen Kfz-Meldezettel (Der Meldezettel muss unbedingt aufbewahrt und bei der Ausreise wieder vorgezeigt werden.) und der grünen Versicherungskarte an einem Schalter abgegeben werden. Manfred steht erst irgendwie am falschen Schalter, der grüne Kfz-Meldezettel ist nicht ausreichend ausgefüllt. Außerdem sind wir zu weit in die Grenzabfertigung vorgefahren und blockieren teilweise den Verkehr.

Die Grenze nach Marokko wird in Ceuta scharf bewacht, versuchen doch immer wieder Afrikaner ohne Papiere hier nach Europa zu gelangen.
 


Grenzstation in Ceuta nach Marokko

Irene hat in der Zwischenzeit 150 € bar am Schalter der Bank, erkennbar am Pferd auf dem Schild, in ca. 1.672 Dirham umgetauscht. Der Wechselkurs ist ungefähr 1: 10, das kann man gut ohne Taschenrechner bewältigen.

Dann geht es weiter zur Zollkontrolle. Manfred muss sich etwas lautstark einen Platz in der Schlange erkämpfen, am Schlagbaum will man noch einmal unsere Pässe sehen. Nach 2 Stunden ist alles erledigt und wir sind endlich in Marokko.

Gegen 13 h fahren alle WoMos unserer Reisegruppe  getrennt auf der Küstenstraße durch die Randausläufer des Rif-Gebirges in Richtung Asilah.
 


Rif-Gebirge

Im ersten Ort Ksar-es-Seghir machen wir eine Pause, um auf dem Markt einzukaufen: Orangen, Bananen, Tomaten und Fladenbrot. Die Sonne scheint warm, die bergige Küstenlandschaft ist sehr schön und noch lange Zeit liegt die spanische Küste und damit Europa im Blick.

Wir fahren mitten durch das wuselige Tanger mit zahlreichen Verkehrskontrollen, jedoch bleiben wir als ausländische Touristen in ganz Marokko ohne Kontrolle. Im Schritttempo werden wir von allen Verkehrspolizisten zur Weiterfahrt durch gewunken. In den Orten ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h vorgeschrieben und das ist auch nötig: Autos, Eselskarren, Mopeds, Fahrräder und Fußgänger benutzen gleichzeitig die Straßen - und es gibt meistens nur eine Fahrbahn.
 


Ksar-es-Seghir: Taxen-Modell Mercedes D240


Auf der N1 geht es an der Küste entlang nach Asilah zum ersten Campingplatz am Ortsanfang. Die sanitären Anlagen sind größtenteils nicht benutzbar, da der Platz nächstes Jahr verkauft werden soll. Da wurde in der letzten Zeit nichts mehr repariert. Die WoMos stehen alle zusammen und gleich werden Tisch und Stühle rausgestellt, um das schöne Wetter zum Essen im Freien zu nutzen.

Am Nachmittag machen wir eine gemeinsame Stadtbesichtigung. Asilah ist ein kleiner Fischereihafen mit einer bewegten Geschichte, beliebt sowohl bei marokkanischen als auch europäischen Touristen u. a. wegen des schönen Sandstrandes. Die Stadt besitzt eine noch gut erhaltene, von einer Mauer aus portugiesischer Zeit umgebene Medina. Im August findet seit 1978 ein viel beachtetes internationales Kulturfestival statt mit Musikern, Malern, Bildhauern und Literaten.
 


Die Medina von Asilah


 

Die Maler haben sich mit ihren Fassadenmalereien an vielen Stellen in der Medina verewigt. Wir wandern durch die Altstadt, am Palais Rassouli vorbei zum direkt am Meer liegenden Friedhof mit bunten Gräbern und einem Marabout.

Wir kaufen etwas Brot ein, trinken unseren ersten "The á la menthe", den berühmten Pfefferminztee in einem Café gegenüber dem Bab Homar und schlendern dann alleine die Promenade entlang zurück zum Campingplatz. Abends wird der Ort erst richtig lebendig, vor allem die Frauen kommen dann zum Klönen auf die Straßen und Plätze.
 


Fassadenmalerei in Asilah

Asilah - Meknes                                                           Montag, 04.02.2008  Tagestour: 291 km  Tag: 03


Nachts hat es geregnet, der Straßenlärm war gut zu hören. Es war stürmisch, ein LKW rangierte mitten in der Nacht auf dem Campingplatz. Der Muezzin ruft um 5 h zum Gebet. Dafür gibt es morgens einen herrlichen Regenbogen. Die Dusche entfällt, da nicht funktionsfähig.

Unser heutiges Ziel ist die Königsstadt Meknes. Zunächst geht es mitten durch Larache, ein bedeutender Marktort und größter Hafen der Region. Die Stadt macht einen eher bescheidenen Eindruck. Kurz hinter Ksar-el-Kebir machen wir gemeinsam eine Teepause in einem kleinen Café an der Straße und schauen uns die lange Reihe von Ständen mit Töpferwaren an. Über Souk-el-Arba du Rharb fahren wir nach Mechra-Ben-Ksiri, dort ist gerade Markttag: Es herrscht viel Betrieb, Eselkarren und Pferdekutschen mit 10 bis 15 Leuten besetzt und überladene Klein-LKWs, an die offenen Türen mehrere Personen geklammert – abenteuerlich.


Töpferwaren nahe Ksar-el-Kebir
 

In Sidi-Kacem machen wir Mittagspause auf einem Schotterplatz mitten im Ort. Es wird warm, 19 °C. Das Land ist flach und fruchtbar: Getreide, Obst und Gemüse werden angebaut, viele kleine Schaf- und Ziegenherden sind zu sehen.

Wir besuchen (10 DH/Person) die Ruinen der ehemaligen römischen Provinzstadt Volubilis (Blütezeit 2. -3. Jh. n. Ch.), eine der wichtigsten römischen Städte Nordafrikas. Prachtvoll an den Hängen des Zerghoun-Gebirges ausgebreitet, beeindrucken die 2,3 km lange Stadtmauer, die Prachtstraßen mit Basilika und Forum und Kanalisation, das Ehrentor und die Bürgervillen mit gut erhaltenen Fußbodenmosaiken immer noch. 10.000 Einwohner lebten damals hier. Das Gelände zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Es wird noch intensiv im Eingangsbereich gebaut. Manfred diskutiert mit dem "Platzwächter" um die angemessene Höhe des Parkentgelds.
 


Ruinen der ehemaligen Römerstadt Volubilis

 

4 km weiter südlich, an den Hängen des Djebel Zerghoun liegt der bedeutendste islamische Wallfahrtsort Marokkos Moulay Idriss. Schon von weitem sind die weißen Häuser zu sehen. Sie ist die älteste Stadt Marokkos (8. Jh. n. Ch.) und eine heilige Stadt. Im Zentrum befindet sich die Grabstätte von Moulay Idriss, dem Gründer der Stadt und erster Herrscher eines unabhängigen marokkanischen Reiches.

Das Grab zog und zieht noch heute viele Pilger an. 7 x nach Moulay Idriss zu pilgern bedeutet soviel wie 1 x Mekka zu besuchen. Lange Zeit durfte kein Ungläubiger die Stadt betreten, bis vor kurzem dort keiner übernachten. Der heilige Bezirk der Moschee ist heute noch tabu. Im Zentrum des heiligen Bezirks liegt der quadratische, mit grün glasiertem Pyramidendach gedeckte Marabut, umgeben von einer Freitagsmoschee, mehreren Innenhöfen und Koranschulen.
 


Vor dem heiligen Bezirk in Moulay Idriss

 

Die Zaouia (der heilige Bezirk) entstand in dieser Form in der Zeit Moulay Ismails (17. Jh.). Jeweils Anfang September kommen über 100.000 Pilger zum großen Moussem mit Fantasia - Reiterspielen, Tänzen, Musik und Jahrmarkt und lagern in Zelten vor der Stadt.

Wir kommen mit unserem Bulli nur bis auf halbe Höhe von Moulay Idriss. Es ist zu voll und zu eng. Manfred will die angepriesenen Stellplätze nach den eben gemachten Erfahrungen in Volubilis nicht in Anspruch nehmen und fährt zurück. Auf einer kleinen Straße wollen wir von oben auf die Stadt schauen, verfahren uns aber und geraten in zahlreiche Viehherden, die abends auf der Straße nach Hause getrieben werden. Die Landschaft ist wunderschön, es wird langsam dunkel. Nach 50 km Umweg finden wir endlich die richtige Straße, fahren von oben durch Moulay Idriss und kommen etwas später nach Meknes zum Campingplatz "Royal Arcade".

Die Sanitäranlagen haben kein Licht und keine warme Dusche. Wir machen noch einen Spaziergang um das große Wasserbecken "Bassin Agdal".
 


Kakteenpflanzen nahe Moulay Idriss



 

Meknes - Azrou                                                            Dienstag, 05.02.2008  Tagestour: 76 km  Tag:04


Um 8.30 h unternehmen wir mit unserem marokkanischen Führer Idriss, der gut deutsch spricht, eine Stadtbesichtigung. Meknes ist eine der vier Königsstädte und eine der größten Städte Marokkos.  Aufgrund des milden Klimas und des fruchtbaren Bodens gehört die Region mit Obst-, Gemüse-, Oliven- und Weinanbau zu einem der landwirtschaftlich reichsten Gebiete. Die Stadt ist bekannt u. a. für gestickte Tischdecken und damaszierte Metallgegenstände, d.h. eingravierte Muster werden mit eingelegten Silberfäden optisch hervorgehoben.

Eine Blütezeit erlebte Meknes unter Moulay Ismail (17. Jh.), der bekannt war für seine Prunksucht und Grausamkeit, genannt "Ludwig der XIV. Marokkos". 30.000 Sklaven bauten Paläste, Stallungen für 12.000 Pferde und riesige Getreidespeicher. Angeblich besaß er 500 Frauen und ca. 800 Söhne, Mädchen wurden damals nicht gezählt!

 


Metallarbeiten: eingelegte Silberfäden
 

Seine Nachfolger verlegten die Königsresidenz nach Fes. Das Erdbeben 1755 verursachte große Zerstörungen und erst ab 1912 gewann Meknes wieder Bedeutung als wichtigstes landwirtschaftliches Zentrum Marokkos.

Wir besichtigen die Pferdeställe und Getreidespeicher des Moulay Ismail, gehen zum Place el Hedim, wo sich das schönste Tor Marokkos befindet, das Bab Mansour und schauen uns das prächtige Mausoleum, eine reiche Grabmoschee des Moulay Ismail an, eine der wenigen Moscheen, die auch Ungläubige betreten dürfen.
 

 


Meknes: Place el Hedim
 

Anschließend wandern wir zur Koranschule Medersa Bou Inania, dem bedeutendsten islamischen Bauwerk der Stadt (14. Jh.). Viele Störche und Kuhreiher sind zu sehen. Nach einem Bummel durch die Handwerkersouks der Medina, die seit 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, stärken wir uns gemeinsam in einem edlen marokkanischen Restaurant (100 DH/Person) bei Harira-Suppe, Gemüseteller, Hühnchen-Tajine, Obst und Tee mit Gebäck. Die Tee-Zeremonie wird ausgiebig fotografiert.

Unseren Stadtbummel hat ein Bekannter von Idriss fotografisch begleitet, die Ergebnisse können wir nach dem Essen erwerben. Einige Mitreisende benutzen eine Kutsche zum Campingplatz zurück. Auf dem Campingplatz duschen wir erstmal – eiskalt, aber da muss man halt durch.



 


So wird der Tee in Marokko serviert.
 

Um kurz nach 15 h fahren wir gemeinsam weiter nach Azrou, zu unserem ersten Freicamp in den Zedernwäldern des Mittleren Atlas.

Zunächst ist die Landschaft sehr karg - kein Baum, kein Strauch. Auf einem Parkplatz an der Straße treffen wir Mohammed, der dort in einer Plastikbehausung lebt und auf Touristen wartet, um an einem kleinen Stand Souvenirs zu verkaufen. Manfred übernimmt das Handeln und tauscht gebrauchte Kleidung und Schuhe gegen eine Mini-Tajine, ein Kamel, einen Delfin und eine Steinfigur. Gerne hätte Mohammed ein Radio, Manfred verspricht ihm, auf der nächsten Reise eines mitzubringen.
 


Schneefelder auf dem Mittleren Atlas


An der Nordseite des Mittleren Atlas liegt noch Schnee. Hinter Azrou erreichen wir den Forét de Cédres, den Zedernwald. Auf dem Schotterplatz (1.850 m NN) bilden wir eine Wagenburg. Am Rande bieten einige Händler reichlich aufdringlich ihre Waren, vorwiegend Mineralien an. Manfred ersteht eine große Holzschale.

Abends am Lagerfeuer werden Lieder gesungen und der Sternenhimmel bewundert. Es sind ein paar Grad unter Null. Fünf Männer aus unserer Gruppe haben sich das typische Kleidungsstück der Marokkaner – ein Djellabah, ein vorn mit Knöpfen geschlossener, knöchellanger Kapuzenmantel mit Ärmeln, gekauft, für diese Temperaturen sehr praktisch. Wir halten es vor Kälte nicht sehr lange draußen aus und sind zeitig im Bett.

 


Besprechung im Freicamp bei Azrou

 

Azrou - Meski                                                          Mittwoch, 06.02.2008    Tagestour: 285 km  Tag: 05
Morgens scheint die Sonne, aber wir haben Eis auf dem Auto. Berber-Affen tummeln sich um den Stellplatz. Die Händler haben die Stände schon wieder aufgebaut und hoffen auf ein frühes Geschäft. Kurz nach 8 h fahren wir weiter hoch in den Mittleren Atlas Richtung Süden. Bis auf 2.200 m NN führt die Straße nach oben, dann auf eine etwas tiefer gelegene Hochebene. Es ist kühl: 0 °C.

Nach ca. 50 km kommen wir zu einem Brunnen mit klarem Wasser, dort füllen wir unseren Wassertank auf. Eine Gruppe Frauen bettelt etwas aufdringlich um Kleidung.


 


Trinkwasser bunkern
 

In der nächsten größeren Stadt Midelt, die Stadt der Mineralien, tanken wir und füllen unsere Vorräte an Orangen und Brot auf. Ein Mitreisender hat eine Reifenpanne und versucht, im Ort einen neuen Reifen zu organisieren. Dann geht es weiter in den Hohen Atlas. Der Hohe Atlas ist mit Gipfeln über 4.000 m Höhe das höchste Gebirge in Nordafrika und eine ausgeprägte  Klimascheide.




 


im Hintergrund der schneebedeckte Hohe Atlas

 

Die anschließende Hochebene liegt auf 1.500 m. Kleine Schafherden weiden auf den kargen Flächen, die ersten Lehmdörfer sind zu sehen. Die Sonne scheint intensiv und die Temperatur ist auf 12 °C geklettert. Wir machen eine Teepause in der wunderbaren Kasbah "Dounia" in dem netten Dorf Karramandou, kurz vor dem "Tunnel du Légionnaire" bzw. Tunnel Zaabal. Wir fahren durch die atemberaubende Landschaft der Ziz-Schlucht ("Gorges du Ziz") mit zahlreichen Oasen und Kasbahs.


 


Ziz-Schlucht mit Flussoase

16 km hinter der Provinzhauptstadt Er-Rachidia liegt unser heutiges Ziel Meski und tief unten in der Oase unter Palmen die idyllische Blaue Quelle von Meski, die "Source Bleue de Meski" (Der Name stammt angeblich von den Blauen Männern, den Tuareg). Gerade rechtzeitig um 16 h treffen wir ein, um mit Hassan durch sein Dorf zu wandern, ein typisch marokkanisches Lehmdorf. Er zeigt uns das Haus seiner Eltern, in dem noch die Schwester und der Bruder unverheiratet leben, zusammen mit einem  kleinem Viehbestand. Der Vater ist vor kurzem gestorben.


 


Schwimmbad an der Blauen Quelle von Meski

Anschließend sind wir zum Tee in seinem "neuen" Haus eingeladen. 15 Jahre hat er an dem Haus gebaut, bis er vor drei Monaten endlich mit seiner Frau und den drei Kindern einziehen konnte. Es war schon eher fertig, aber aus Tradition musste er als ältester Sohn bei seinen Eltern wohnen bleiben. Die Frau hat alles vorbereitet, ist aber bei der Zeremonie nicht dabei. Wir haben alle ein kleines Gastgeschenk mitgebracht und eine seiner Töchter
bedankt sich bei jedem Gast mit einem kleinen  Küsschen.



 


Dorf Meski
 

Bei Sonnenuntergang wandern wir zurück zum Campingplatz in der Oase. Das öffentliche Schwimmbecken haben einst die Fremdenlegionäre angelegt. Der Campingplatz ist gut belegt. Acht Händler haben um den Platz ihre Verkaufsräume aufgebaut und sind hartnäckig um Kunden bemüht, u. a. auch Hassan.

Manfred knüpft Kontakt mit Youssef, der ihn - als Ali Baba (das sind alle Männer mit Bart) - angeblich wieder erkennt vom Besuch vor zwei Jahren. Wir halten das später für einen guten Verkaufstrick. Er bringt selbstgebackenes Fladenbrot von seiner Mutter vorbei – richtig lecker und schon hat er uns überredet, morgen in seinen Laden zu kommen. In der Oase gibt es für 10 DH eine schöne warme Dusche.
 


Geschäfte am Campingplatz
 

Meski - Meski                                                            Donnerstag, 07.02.2008  Tagestour: 0 km  Tag: 06
Nachts sind es nur 2 °C. Um 9 h wandern wir mit Hassan zur alten Kasbah-Ruine von Meski . 1.300 Menschen wohnten bis vor 36 Jahren in der Kasbah, dann wurde Meski auf der anderen Flussseite neu aufgebaut. Hassan zeigt uns sein Geburtshaus. Viele Materialien wurden für die Neubauten verwendet, der Rest zerfällt langsam. Von oben hat man einen schönen Blick über die Oase, durch das Flussbett, jetzt fast ganz ausgetrocknet, wandern wir zurück zur Oase. Hassan zeigt uns auch den Friedhof  mitten in einem unauffälligen Geröllfeld. Dabei bedeuten dreieckige Steine ein Grab eines Mannes und ein Dreieck und ein rechtwinklig dazu stehender Stein ist das Grab einer Frau.
 


Alte Kasbah Meski
 

Der kleine Quellfluss führt so viel Wasser, dass Kinder für uns Touristen gegen ein paar Dirham einen Steg aus Steinen bauen. Wir ziehen uns einfach die Schuhe aus und waten durch das Wasser. Frauen waschen am Ufer ihre Wäsche, wollen aber nicht von vorn fotografiert werden.





 


Waschtag und Flussüberquerung

Nach dem Ausflug in die verlassene Kasbah besuchen wir Youssef in seinem Laden. Manfred tauscht und handelt mit großer Begeisterung – Manfreds Handy, ein Sack Klamotten und ein paar EUROs gegen einen gewebten blauen/bunten Kelim-Teppich, eine Ton-Schale aus Safi und einen Schal in Tuareg-Blau mit einem "Z" in gelb. Wir trinken Tee, Youssef erzählt, hat Jura studiert, aber keine Anstellung gefunden. Nun wohnt und arbeitet er seit 15 Jahren bei seinem Vater in Meski und in diesem Laden. Ein Student aus Mannheim hat ihm ein Langenscheidt-Wörterbuch "Arabisch-Deutsch" geschenkt und er hat sich ganz alleine die deutsche Sprache ziemlich gut beigebracht.

 


Youssef zeigt uns den Turban-Knoten
 

Wir wandern noch alleine etwas im Dorf umher, machen ein Schwätzchen auf dem Marktplatz vor der Moschee mit einem Bewohner. Dieser lädt uns auch zum Tee ein und fährt mit seinem Fahrrad schon einmal voraus, aber wir finden später leider sein Haus nicht. Auf dem Campingplatz zurück besuchen wir auch die anderen Läden, Hassan ist etwas eingeschnappt, dass wir bei ihm nur geschaut, aber nichts gekauft haben.



 


Flussoase in Meski

Abends spielt eine Gruppe Musiker aus dem Dorf um ein Lagerfeuer für uns und die Bewohner. Vor allem die männliche Jugend hat sich versammelt und tanzt spontan mit.

Trotz Wolldecke und Tuareg-Tuch wird es sehr kalt und gegen 22.30 h verschwinden alle in ihren WoMos.




 


Musik und Tanz am Lagerfeuer
 

Meski - Sahara                                                             Freitag, 08.02.2008  Tagestour: 110 km  Tag: 07

Eigentlich bin ich um 7 h mit Mohammed verabredet, der mir die Dusche aufschließen soll. Aber Mohammed kommt  erst um 7.45 h, da wird es mit dem Gruppen-Treffen um 8 h etwas hektisch. Wir fahren die längste Oase Marokkos am Oued Ziz entlang mit vielen schönen Kasbahs.

Ein kurzer Stopp an der immer sprudelnden Fontäne. Das Wasser ist sehr mineralhaltig. Zahlreiche Verkäufer haben schon ihren Stand aufgebaut, der Platz ist aber nicht sehr attraktiv. Über Erfoud geht es durch die Steinwüste nach Rissani.


 


Quelle:  41 km südlich von Meski


 



Um 11 h sind wir beim Teppichhändler Hafid eingeladen. Wir sind ausnahmsweise mal zu früh da und fotografieren das schöne Stadttor und ich traue mich ganz alleine in die Souks, Orangen, Bananen und Brot einzukaufen. Aber es ist schwer, unbehelligt herum zu laufen. Erst werde ich in einen Laden gelockt – "nur gucken" - und dann findet sich noch ein Führer, der mir die gesuchten Waren zeigen will.




 


Stadttor von Rissani
 

In Rissani begleitet uns Hafid durch die von ca. 1.200 Menschen bewohnte Kasbah. In seinem großen Geschäft werden uns bei Tee und Berber-Pizza herrliche Teppiche und Schmuck präsentiert.

Einige Mitreisende kaufen auch Teppiche, dabei wird kräftig und ausdauernd um den richtigen Preis gefeilscht.



 


Teppichgeschäft in der Kasbah von Rissani

Um 13 h fahren wir gemeinsam im Konvoi weiter in Richtung Merzouga: Zuerst durch die Steinwüste (Hammada), dann durch die Kieswüste (Reg) und dann in die Sandwüste (Erg). Zur Wüstenherberge "Erg Chebbi" unmittelbar vor den Sanddünen geht es die letzten Kilometer nur noch auf der Piste mit maximaler Geschwindigkeit von 10 km/h. Wir machen einen kurzen Stopp und schauen uns die zahlreichen Versteinerungen an, die überall im Sand liegen. Vor vielen Jahren war dieses Gebiet ein Meer gewesen. Nachmittags wandern wir durch die Dünen bei schönen 20 °C und trinken im Café mit der WoMo-Gruppe einen Pfefferminztee.


 


Kamele aus Dattelpalmenblättern
 

Es wird schnell dunkel und kühl. Gegen 18 h ist die Sonne verschwunden. Manfred handelt schon wieder – zwei Steinschälchen und ein Ei gegen einen Sack Kleidung. Es wird langsam leerer im Auto.

Abends essen wir gemeinsam im Restaurant einen Salatteller und Brot, geschnetzeltes Fleisch mit Gemüse und Eiern, Orangen und Datteln zum Nachtisch. Um 21.30 h wandern wir unter einem unbeschreiblich schönen und sehr intensiven  Sternenhimmel zu unserem Freicamp in den Sanddünen.


 


Freicamp an den Sanddünen der Sahara
 

Sahara - Sahara                                                          Samstag, 09.02.2008  Tagestour: 25 km  Tag: 08

Nach einigen Fotos der Sahara-Dünen bei Sonnenaufgang brechen wir um 9 h auf zu unserem nächsten Wüstencamp am "Kleinen Kamelsee". Die Straße an den Dünen entlang ist in den letzten Tagen zugeweht und so beschließt die Reiseleitung, erst zurück zur befestigten Straße zu fahren und dann den nächsten Pisten-Abzweig  zu nehmen in Richtung Wüstenherberge "Yasmina".



 


Pistenfahrt in der Sahara
 

Über eine Stunde fahren wir die 14 km Piste durch die Wüste, kleine Steine rechts und links der Piste in weiß und gelb sind die einzigen Hinweise wo es lang geht. Völlig eingestaubt landen wir im "Paradies", edel und idyllisch in einer grünen Oase gelegen zu Füßen der großen Sanddünen der Sahara.




 


Wüstenherberge "Yasmina"
 

Die WoMos stehen auf dem kleinen Hof etwas beengt zusammen. Wir sind zum Tee im Restaurant eingeladen. Dann lassen wir die Seele baumeln, wandern durch die Dünen und klönen ein bisschen mit den Mitfahrern in der Sonne.





 


Wüstenherberge Yasmina"
 

Um 16 h wird eine 1/2-stündige Kameltour in die Wüste angeboten (50 DH). Ich sitze das erste Mal auf einem Kamel, Manfred fotografiert lieber von unten. Leider ist der Himmel heute bedeckt. Eine Stunde später treffen wir uns alle beim Tee vor der Auberge. Abends essen wir gemeinsam in Restaurant (90 DH/Person) Salat, Fleischspieße und Gemüse und Obst.






 


Irene auf dem Wüstenschiff
 

Eine Gruppe Musiker unterhält uns anschließend mit sehr fremd klingender Musik, so dass die meisten Gäste bald  aufbrechen. Manfred bleibt bis zum Schluss und kann noch einige Fotos und Musik-Aufnahmen machen. Das ist doch ein entsprechendes Trinkgeld wert.





 


Folklore in der Wüstenherberge
 

Sahara - Todra-Schlucht                                           Sonntag, 10.02.2008  Tagestour: 210 km  Tag: 09
Heute scheint wieder die Sonne. Nach einer richtigen Dusche geht es auf der Piste eine Stunde lang im Schneckentempo zurück durch die Steinwüste in Richtung  Rissani. Auf dem Auto liegt mittlerweile millimeterhoch feinster Sandstaub, auch in Ohren und Nasen und im Verschluss meiner Kamera. Dann überholt unseren Konvoi auch noch ein Vierrad-Motorrad in rasantem Tempo. In Rissani wandern wir durch die Souks, ein unglaubliches Durcheinander und Gewusel. Der Eselparkplatz ist sehr gut gefüllt.

 


Eselparkplatz auf dem Markt von Rissani

Auf dem Tiermarkt wechseln Schafe und Ziegen ihren Besitzer. Tischlerwerkstätten, Fahrradreparaturläden etc. es gibt viel zu sehen.





 


Tiermarkt in Rissani
 

Gegen Mittag brechen wir auf und fahren am Rande des Atlasgebirges über Erfoud, Jorf und Tinerhir Richtung Todra-Schlucht. Unterwegs machen wir Pause an den unterirdischen Wasserstollen, deren Einstiegslöcher als regelmäßige Erdhügel in der Landschaft zu erkennen sind. Mit Hilfe dieser Kanäle wird das Grundwasser gesammelt und zu den Verbraucherstellen geleitet. Der erste Versuch einer Rast endet mit einer Flucht vor total aufdringlichen Verkäufern. Auf dem nächsten Parkplatz machen wir Mittagspause, ein weiterer Händler mit einem Zelt als Verkaufsstand erklärt Manfred die Funktionsweise der Kanäle, natürlich will auch er etwas verkaufen, jedoch können wir uns nicht handelseinig werden.

 


Einstiegsloch am Wasserstollen
 

In Ba Touroug treffen wir vor einer kleinen Töpferei eine Großfamilie. Gegen einen Sack Kuscheltiere lassen sich die Kinder gerne fotografieren. Wir versprechen dem Vater, ein paar Fotos zu schicken. Tinejdad ist eine relativ saubere, aufstrebende Kleinstadt mit vielen Internet-Cafés. Der zentrale Hohe Atlas wird von tiefen Schluchten durchzogen.
 

 


Kleine Töpferei an der Straße

In Tinerhir geht eine steile Anfahrt ca. 14 km weit in die landschaftlich atemberaubende Todra-Schlucht. Bis zu 300 m hohe steile Felswände ragen teilweise senkrecht empor, der engste Durchgang ist nur 10 m breit. Hier entspringt eine Quelle, aus der wir unsere Wasservorräte auffüllen. Zwei Hotels sind direkt an die Felsen gebaut. Wir sind mal wieder die letzten an unserem Freicamp auf der Straße vor den Hotels. Um 19 h genießen wir gemeinsam ein Couscous-Essen im Restaurant des Hotels "Kasbah Les Roches": 1 x mit Huhn und 1 x mit Hammel, eine Harira-Suppe vorweg.

 


Hotel "Kasbah Les Roches"
 

Todra-Schlucht - Straße der Kasbahs - Ait-Benhaddou       Montag, 11.02.2008  Tagestour: 263 km  Tag: 10

Hier ist es nicht so kalt, aber Hundegebell und Froschgequake stören die Nachtruhe. Morgens können wir für 10 DH die Dusche in einem Hotelzimmer benutzen. Um 8 h findet die tägliche Tourbesprechung statt. Wir fahren alleine noch 5 km weiter in die Todra-Schlucht hinein. Aber plötzlich ist die Straße weg gebrochen und Manfred muss vorsichtig eine Strecke rückwärts fahren, bevor wir umkehren können.



 


Ein Stück Straße wurde weggespült
 

Das gewaltige Bergmassiv wirkt doch sehr bedrohlich auf mich. Die Felswände werden von zahlreichen Kletterern genutzt.





 


Todra-Schlucht
 

Wir fahren nach Tinerhir zurück, dort ist heute großer Wochenmarkt. Unterwegs treffen wir Abdullah als Anhalter und nehmen ihn mit zum Markt. Die meisten Marokkaner besitzen kein Auto, viele versuchen es per Anhalter. Auf dem Markt herrscht beängstigendes Gewühl und eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse - für unsere Ohren recht ungewohnt.

Typisch für Marokko sind die in jedem kleinen Dorf an der Hauptstraße angesiedelten schmalen Läden, wo es die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs gibt. Ist der Ort größer, befinden sich viele kleine Läden unter Arkaden und Handwerksbetriebe sowie Autowerkstätten am Anfang/Ende des Dorfes.
 


Schmale Läden unter Arkaden
 

Höhepunkte einer Marokko-Reise sind für jeden Besucher aus dem nüchternen Deutschland die bunten Wochenmärkte, die an bestimmten Wochentagen abgehalten werden. 

Marktplatz ist dabei meist ein umfriedetes Gelände am Ortsrand oder zwischen zwei benachbarten Ortschaften, was kurze Wege für Händler und Kunden ermöglicht. Auf diesen Landmärkten werden nicht nur Fleisch und Gemüse verkauft, sondern so gut wie alles was der Mensch so benötigt: Kleidung, Schmuck, Haushaltssachen, Naturheilmittel, Lederwaren, Elektroartikel oder Vieh.

 


Wochenmarkt in Tinerhir
 

 

Die Anreise erfolgt zu Fuß, mit Eselskarren, Grande Taxis, die aber erst losfahren, wenn das Taxi voll besetzt ist, und per Anhalter oder Bus. Für die Esel gibt es bei größeren Märkten extra einen Eselparkplatz.

Als Souks werden auch die überdachten Geschäftsviertel der Altstadt (Medina) bezeichnet, in der Regel sind die Stände nach Handwerk und Angeboten sortiert. Sehr selten gibt es in großen Städten - für die einheimische Bevölkerung meist viel zu teuer - Supermärkte, z. B. "Marjane". Lebensmittel sind in Marokko insgesamt sehr preiswert, z. B. Fladenbrot 1,40 DH, 1 kg Orangen 2,00 DH, 1,5 l Mineralwsser 5,00 DH.
 
 


Die Einkäufe sind erledigt.
 

Nach dem Markt in Tinerhir machen wir einen Abstecher (ca. 16 km) in die schöne Dadés-Schlucht, enge Serpentinen führen durch eine atemberaubende Landschaft mit bizarren roten Felsen, kleinen grünen Oasen und  schönen Lehmburgen. Auf einer Aussichtsplattform machen wir eine Mittagspause.




 


Dadés-Schlucht
 

Über Boumalne Dadés, eine nette saubere Stadt mit hübschen Bürgersteigen und blühenden Obstbäumen, geht es zurück zur Straße der Kasbahs, die klassische Route für jeden Marokko-Reisenden. Der Dadés bildet ein breites, flaches Tal. Unzählige Oasen reihen sich an mehr oder weniger ausgetrocknete Flussläufe. An den Stellen, wo das Wasser an die Oberfläche kommt, entstehen blühende Oasen. Lehmrote Ksour (= Mehrzahl von Ksar) und Kasbahs sind zu bewundern. Ansonsten herrscht steinerne Ödnis, im Norden ist der Hohe Atlas noch z. T. mit schneebedeckten Gipfeln zu sehen, im Süden die etwas niedrigeren Bergketten des Jbel Sarho.

 


Straße der Kasbahs
 

In El Kelaá M’Gouna, auf ca. 1.400 m NN gelegen am Asif Mgoun, machen wir eine kleine Teepause. Die Stadt ist das Zentrum des marokkanischen Rosenanbaus. Aus den Blüten der stark duftenden Rosa Damascena wird Öl für die Parfümherstellung gewonnen. Für nur einen Liter Rosenwasser werden 3.000 Kilo Blüten benötigt, in der Oase soll es 4.200 km Rosenhecken geben. Der Besitzer der Teestube hat auch einen kleinen Souvenirladen und ich kaufe bei ihm eine Dose Rosencreme.

Gegenüber befindet sich ein eindrucksvoller Felsen, wir erklimmen die zahlreichen Stufen und genießen einen herrlichen Blick auf die Stadt und ins Tal.

 


Rosencreme für die Schönheit
 

Wir verfahren uns in Ouarzazate, sind aber trotzdem pünktlich um 17.30 h in Ait-Benhaddou. Gemeinsam machen wir einen Rundgang durch die bekannteste Kasbah Marokkos. Das Stampflehmdorf besteht aus vielen kleineren und größeren Häusern, die eng aneinandergedrängt an einen Hang gebaut wurden.

In den letzten Jahrzehnten war Ait-Benhaddou Filmkulisse für zahlreiche Historienfilme: "Die Jagd nach dem grünen Diamanten", "Sodom und Gomorrha" (dafür wurde extra das große Eingangstor neu errichtet), "Das Geheimnis der Sahara", "Die letzte Versuchung Jesu" und manche mehr.

Von der obersten Dorfterrasse bietet sich ein eindrucksvoller Blick über Ait-Benhaddou und das Tal des Asif Mellah. Seit 1987 gehören die Lehmbauten zum UNESCO Weltkulturerbe. Vieles ist bereits restauriert und einige bewohnte Häuser können gegen ein kleines Trinkgeld besichtigt werden. Dafür ist es heute jedoch schon zu spät.


Bild von Houcine: Ait-Benhaddou


 

 

Einige Künstler haben sich in der Kasbah niedergelassen. Der Maler Houcine zeigt uns, wie er auf Berberart seine Aquarelle herstellt: Gelb mit Safran, Blau mit Indigo und die Umrisse mit grünem Tee. Das Papier wird über einem Gasbrenner erhitzt und lässt die Konturen der Zeichnung in dunkelbraungrün hervortreten. Wir sind begeistert und kaufen ihm zwei Werke ab.

Spät abends essen wir im Dorf eine Kleinigkeit – 2 x Harira-Suppe und 1 x Omelette mit Käse und sind zeitig in unserem Bulli verschwunden, der heute mit den anderen WoMos auf dem bewachten Parkplatz des Hotels "La Kasbah" steht.




 


Houcine erwärmt den grünen Tee des Bildes
 

                                                    zum 2. Teil
05.04.2008